
Die Zeuginnen und Zeugen am Regenwald-Tribunal


Claude Martin
Biologe und Mitglied des Club of Rome
Claude Martin war von 1993 bis 2005 Generaldirektor des WWF International. Der promovierte Biologe engagiert sich seit den 1970er-Jahren für den Schutz des tropischen Regenwalds und ist Autor des Reports «On the Edge - The State and Fate of the World’s Tropical Rainforests» (Greystone Books, Vancouver B.C.) aus dem Jahr 2015. Vor seiner Tätigkeit beim WWF arbeitete er u.a. in Zentralindien und als Direktor von Regenwaldschutzgebieten in Westafrika.
«Meinen wichtigsten Erfolg erzielte ich als Co-Initiant des brasilianischen Plans für Schutzgebiete im Amazonasgebiet (ARPA), der 600 000 km2 unter Schutz stellt und indigene Reservate ergänzt und verbindet.»

Ida Theilade
Biologin und Professorin an der Universität Kopenhagen
Ida Theilades wissenschaftliches Hauptinteresse gilt der partizipativen Bewirtschaftung und Erhaltung der Tropenwälder. Ihre Forschung konzentriert sich auf Ethnobotanik, Citizen Science und auf die Rolle, die indigenes Wissen und Institutionen bei der Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen und beim Klimaschutz spielen können. Sie hat Borneo ausgiebig bereist und viele der Penan-Blockaden besucht. 1990 war sie Mitorganisatorin des Besuchs der Penan World Tour in Kopenhagen. Als Vorsitzende der International Work Group for Indigenous Affairs (IWGIA) setzt sie sich weiterhin für die Rechte der indigenen Völker ein, u.a. in Kambodscha.
«Bereits 1987 wurde ich Zeugin der massiven Abholzung in Sarawak. Inmitten der Schönheit des Regenwaldes und seiner Zerstörung war ich beeindruckt von dem Wissen, dem Mut und dem Widerstandswillen der wahren Meister des Waldes, der Penan.»

Robin Hanbury-Tenison
Forschungsreisender und Präsident von Survival International
Robin Hanbury-Tenison ist ein Forscher mit Gewissen. Er hat einen Grossteil seines Lebens damit verbracht, die Regenwälder und Wüsten der Welt zu bereisen und sich für den Schutz dieser Wälder und ihrer Bewohner einzusetzen. Er ist Goldmedaillen-Gewinner der Royal Geographical Society, deren grösste wissenschaftliche Expedition er 1977/78 leitete. Sie führte ihn nach Mulu, Sarawak, wo er fünfzehn Monate im Innern von Borneo verbrachte. Er ist davon überzeugt, dass der Forschergeist lebendig ist und heute mehr gebraucht wird denn je, wo wir erkennen, wie wenig wir unsere Welt wirklich verstehen und wie schnell wir sie zerstören. Robin Hanbury-Tenison ist Autor von über fünfundzwanzig Büchern und lebt in Cornwall.
«Der Schutz aller verbleibenden Regenwälder und die Wiederherstellung eines Grossteils der zerstörten Wälder sind der beste Weg, um den CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu senken.»

Mutang Urud
Menschenrechts- und Umweltaktivist aus Sarawak, Montreal
Mutang Urud ist ein Kelabit aus Sarawak, der wegen seines Engagements für Umwelt und Menschenrechte im Gefängnis sass und später nach Kanada geflüchtet ist. Seit mehr als drei Jahrzehnten engagiert sich Mutang für den Schutz des Regenwaldes und für indigene Landrechte. 1992 sprach er anlässlich des Jahres der indigenen Völker vor der UNO- Generalversammlung.
In Kanada hat Mutang ein Jahrzehnt lang mit jungen Indigenen in der Umwelt- und Outdoor-Erziehung gearbeitet. Seit 2011 ist er kanadischer Staatsbürger und kann deshalb wieder regelmässig nach Sarawak zurückkehren, um seine Arbeit fortzusetzen. Er widmet sich auch dem Schutz der Kultur und Sprache seines Volkes, indem er die mündliche Geschichte aufschreibt, ein Wörterbuch erstellt und ihr traditionelles Gebiet kartiert.
«Der Regenwald ist nicht nur ein Wald, er ist unsere Heimat, unsere Lebensquelle seit Tausenden von Jahren. Das Land ist voll von den Geschichten und Spuren unserer Vorfahren.»

Unga Paren
Headman der Penan-Gemeinde Long Bangan, Sarawak
Mutang Tuo
Headman der Penan-Gemeinde Long Payau, Sarawak
Unga Paren und Mutang Tuo sind die Headmen (Häuptlinge) der Penan-Dörfer Long Bangan und Long Payau im Regenwald von Sarawak. Sie bereisten 1990 zusammen mit Bruno Manser und Mutang Urud anlässlich der «Penan World Tour» innert sechs Wochen 25 Städte in 13 Ländern, um auf die bedrohliche Abholzung des Regenwalds aufmerksam zu machen. Dabei trafen sie Persönlichkeiten wie Al Gore, Danielle Mitterrand und Prinz Bernhard der Niederlande. Doch zu Hause in Malaysia traten ihre Forderungen nach einem Abholzungsstopp auf taube Ohren. Regierungschef Taib Mahmud weigerte sich, sie zu treffen. Ihr Auftritt am Regenwald-Tribunal ist der erste gemeinsame öffentliche Auftritt seit der Penan World Tour von 1990.
«Wir bitten Euch Menschen in aller Welt um Hilfe, auch wenn Ihr so weit weg seid. Die Gewissheit, dass Ihr Euch kümmert, hält uns am Leben.»

Komeok Joe
Menschenrechts- und Umweltaktivist aus Sarawak
Komeok Joe ist CEO und Gründer von Keruan, einer gemeinnützigen Selbsthilfeorganisation der Penan mit Sitz in Kota Kinabalu und Miri (Malaysia). Nach verschiedenen Tätigkeiten in der Privatwirtschaft absolvierte Komeok 1991 eine Ausbildung als Community Organizer. Nach Abschluss der Ausbildung begann er sich vollamtlich für die Verteidigung der Rechte der indigenen Penan einzusetzen und arbeitete dabei eng mit Bruno Manser und dem Bruno Manser Fonds zusammen. Die erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen erlaubten ihm, den Kampf seines Volkes anzuführen. Er vertrat das Indigenous Peoples Network Malaysia (JOAS) an verschiedenen internationalen Konferenzen. Komeok Joe ist einer von nur zwei Preisträgern des «Bruno Manser Award for Moral Courage».
«Bruno Mansers starker Wille, den Wald zu schützen, motiviert uns weiterhin und erinnert uns daran, dass wir jetzt handeln müssen, bevor es zu spät ist.»

Jerald Joseph
Menschenrechtskonsulent aus Kuala Lumpur
Ursprünglich als Industriechemiker ausgebildet, engagiert sich Jerald Joseph seit Jahren für Menschenrechtsfragen und war bis vor kurzem Kommissar der malaysischen Menschenrechtskommission SUHAKAM. Heute ist er als Vorsitzender des Forum Asia tätig und ist Vorstandsmitglied der NGOs Pusat Komas und Greenpeace Südostasien. Zuvor war er unter anderem Berater und Laienseelsorger für die Internationale Bewegung für katholische Studenten im asiatisch-pazifischen Raum (IMCS). Während fünf Jahren war er Mitglied des beratenden Rates für Aussenpolitik des malaysischen Aussenministeriums. Ausserdem wurde er von der malaysischen Regierung in eine unabhängige Kommission für Arbeitsmigranten berufen und war Mitglied eines Ausschusses für die vorzeitige Entlassung von Strafgefangenen.
«Wegen meines Engagements gegen den Bakun-Staudamm wurde ich von der Taib-Regierung 1996 auf eine schwarze Liste gesetzt und darf bis heute nicht nach Sarawak einreisen.»

Willie Kajan
Landrechtsaktivist aus dem Volk der Tering/Berawan, Mulu, Sarawak
Willie engagiert sich seit drei Jahrzehnten für die Rechte seines Volkes der Tering/Berawan, das in unmittelbarer Nähe des UNESCO-Weltnaturerbes Gunung Mulu-Nationalpark lebt. 1993 beteiligte er sich an einer ersten Blockade, bei der eine Anerkennung der Landrechte und eine Beteiligung an den Einnahmen aus dem Tourismus gefordert wurden.
1994 wurde er anlässlich einer Protestaktion für zwei Wochen inhaftiert. Es stellte sich heraus, dass der Mulu-Touristenresort an die Schwester von Regierungschef Abdul Taib Mahmud («Taib») vergeben worden war. 2018/2019 spielte Willie eine wichtige Rolle beim erfolgreichen Protest gegen eine Ölpalmplantage im Mulu-Gebiet und trug so zur Rettung dieses wertvollen Waldes bei.
«Wir verlangen, dass das Land in Mulu uns Indigenen zurückgegeben wird. Wir sind die besten Waldbewahrer, halten die Flora und Fauna intakt und können das Land für die künftigen Generationen erhalten.»

See Chee How
Landrechtsanwalt und Mitglied des Regionalparlaments von Sarawak
See Chee How praktiziert seit über 20 Jahren in Sarawaks Hauptstadt Kuching als Rechtsanwalt mit einem Schwerpunkt auf öffentlichem Recht und Streitigkeiten zu indigenen Landrechten. Seit 2011 ist er Mitglied des Regionalparlaments von Sarawak.
Er engagiert sich seit den 1980er-Jahren auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene für Menschenrechte, Landrechte indigener Gemeinschaften sowie für den Schutz von Natur und Umwelt.
«Wir Landrechtsanwälte können es uns nicht leisten, auch nur einen unserer Fälle zu verlieren, denn das würde bedeuten, dass die indigenen Gemeinschaften ihre Häuser und ihr Land verlieren, die ihr Leben, ihre Kultur, ihre Geschichte und ihre Zukunft ausmachen.»

Clare Rewcastle Brown
Journalistin und Herausgeberin Sarawak Report, London
Die in Sarawak gebürtige frühere BBC-Journalistin Clare Rewcastle Brown ist die Gründerin der Website Sarawak Report, die eingerichtet wurde, um gegen die Korruption als Ursache der Abholzung im malaysischen Bundesstaat Sarawak vorzugehen. Ihre Untersuchungen gipfelten in der Aufdeckung des berühmten 1MDB-Skandals, eines 5-Milliarden-Dollar-Diebstahls durch den ehemaligen malaysischen Premierminister Najib Razak. Als noch grösseren Skandal bezeichnet Clare die seit 40 Jahren andauernde Kleptokratie des Gouverneurs des Bundesstaates Sarawak, Abdul Taib Mahmud, die sie in den letzten 15 Jahren häufig dokumentiert hat.
«Als Journalistin beschloss ich, meine Fähigkeiten zur Aufdeckung der Kriminalität einzusetzen, die für die masslose Ausbeutung der Wälder und Ressourcen verantwortlich ist.»

Bruce H. Searby
Rechtsanwalt und früherer US-Bundesstaatsanwalt, Washington DC
Bruce H. Searby ist ein amerikanischer Prozessanwalt mit umfassender Erfahrung im Bereich der Wirtschaftskriminalität. Er hat einige der aufsehenerregendsten Bestechungsfälle, die von der US-Bundesregierung verfolgt wurden, erfolgreich vertreten und verteidigt. Bruce ist ein Vordenker und Experte auf dem Gebiet der Anwendung US-amerikanischer und internationaler Gesetze zur Förderung des Klimaschutzes, wobei er sich auf die Bekämpfung von Korruption und anderer illegaler Verhaltensweisen konzentriert, die die Abholzung der Tropenwälder vorantreiben.
«Die Penan und andere indigene Gruppen müssen zu ihrem Nutzen und zu ihrer Rehabilitierung alle rechtlichen Mittel einsetzen können, die die Welt zu bieten hat — um das zu bewahren, was von der natürlichen Umwelt übrig geblieben ist.»

Dayang Ukau
Penan-Aktivistin, Bateu Bungan/Mulu, Sarawak
Dayang Ukau steht für eine neue Generation von Penan-Frauen, die sich für den Schutz des Waldes und die Rechte ihrer indigenen Gemeinden einsetzen. Dayang stammt aus Bateu Bungan, dem Penan-Dorf im Herzen des UNESCO-geschützten Mulu-Nationalparks, einem weltweiten Biodiversitäts-Hotspot. Dayang engagierte sich erfolgreich mit ihrer Familie gegen die Umwandlung von 4400 Hektaren Regenwald in der Mulu-Region in eine Ölpalmplantage.
«Dank dem gemeinsamen Engagement von uns Penan, den Tering und dem Bruno Manser Fonds gelang es uns, in der Nähe unseres Dorfes 4400 Hektaren Wald vor der Umwandlung in eine Palmöl-Plantage zu schützen.»

Elizabeth Ballang
Penan-Aktivistin aus Miri, Sarawak
Elizabeth Ballang wurde in der Schweizer Öffentlichkeit bekannt als weibliche Hauptdarstellerin im Spielfilm «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes», in dem sie als Laienschauspielerin die Rolle von Ubung, der imaginären Freundin von Bruno Manser, spielt. Seit Abschluss der Dreharbeiten arbeitet sie für die Penan-Selbsthilfeorganisation Keruan und nahm 2022 an einer erfolgreichen Blockade zur Rettung des letzten Urwalds ihres Heimatdorfes Long Ajeng teil. Sie engagiert sich besonders für das Empowerment von Frauen und begleitet Penan-Kinder und Jugendliche beim Schulbesuch. Elizabeth Ballang vertritt die Penan-Jugend in der Association of Malaysian Indigenous People.
«Ich fordere die Regierung auf, uns Indigenen besseren Zugang zu Geburtsurkunden und Identitätskarten zu verschaffen, so dass unsere Kinder zur Schule gehen und ihre Familien unterstützen können.»

Roland Engan
Landrechtsanwalt und Politiker aus Miri, Sarawak
Roland Engan, Rechtsanwalt aus dem Volk der Kenyah, ist ein leidenschaftlicher Verteidiger der Rechte marginalisierter indigener Gemeinschaften in Sarawak. Politisiert wurde er 2009 mit der erfolgreichen Kampagne gegen den Baram-Staudamm. Seit 2018 vertritt er selbst Landrechtsfälle vor Gericht. Er engagiert sich im Rahmen der NGO Persatuan Pewaris Bahagian Miri für die Stärkung der indigenen Gemeinschaft. Roland Engan ist Vorsitzender der Peoples Justice Partei (PKR) von Sarawak und aktives Mitglied des Pastoralteams der Bethel Church Malaysia.
«Für eine erfolgreiche Erhaltung und Wiederaufforstung unserer Wälder muss zuerst die Abholzung in Sarawak komplett gestoppt werden. Der Kohlenstoffhandel muss die indigenen Gemeinschaften als Hüter der Wälder, des Landes und der Flusssysteme einbeziehen.»

Celine Lim
Direktorin von SAVE Rivers, Miri, Sarawak
Celine ist eine Kayan aus Baram, Sarawak, und die Geschäftsführerin von SAVE Rivers, einer lokalen NGO, die sich für die Rechte indigener Völker und Umweltfragen einsetzt. SAVE Rivers ist Mitglied des Indigenous Communities Conserved Area (ICCA) Consortium, einer internationalen Organisation, die sich für die angemessene Anerkennung und Unterstützung von Schutzgebieten und Territorien indigener Völker einsetzt. Indigene Völker und Umweltrechte sind für Celine von großer Bedeutung, da sie selbst erlebt hat, wie indigene Gemeinschaften durch erzwungene Veränderungen ihrer Umwelt, Gemeinschaft und Kultur unter Druck stehen.
«Die Öffentlichkeit muss sich ihrer eigenen Bürgerrechte stärker gewahr werden, von ihrer Regierung mehr Transparenz und Zugang zu öffentlichen Informationen verlangen und ihr Recht auf Beteiligung an politischen und gesetzgeberischen Entscheidungen stärker wahrnehmen.»
